Lennart Thy, Spieler bei BB Erzurumspor in der Süper
Lig und ehemaliger Spieler beim SV Werder Bremen sowie dem FC
St.Pauli, stand uns zu einem Interview zur Verfügung. Er erzählt uns
ein wenig von der FIFA-Gala und seinem Fußball-Werdegang: vom
FC Norden an der Nordseeküste bis in die Champions-League mit Werder
Bremen. Natürlich hat er auch ein paar Tipps parat, wie man es zum
Fußball-Profi schaffen kann. Und er verrät uns, auf welche
Kickschuhe er schwört.
Hi Lennart, vor einigen Wochen wurde dir der FIFA
Fair-Play-Preis verliehen - herzlichen Glückwunsch zu dieser
großartigen Auszeichnung! Du hast mit deiner Stammzellenspende
einem Leukämie-Patienten geholfen und dabei auch in Kauf
genommen, dass du für einige Zeit nicht richtig trainieren
konntest. Du würdest es aber wieder machen, oder?
Ja. Die ganze Aktion geht auf meine Zeit bei Werder Bremen zurück,
als sich sämtliche Spieler des Teams registrieren ließen, um im
Ernstfall mit einer Stammzellenspende helfen zu können. Während
meiner Zeit bei VVV-Venlo in den Niederlanden, bekam ich einen
Anruf, ob ich denn bereit wäre, einem schwer kranken Menschen mit
der gleichen Typisierung zu helfen. Nach kurzer Rücksprache mit den
Ärzten war mir sofort klar, dass ich das machen möchte. Zwar konnte
ich danach drei Wochen nicht trainieren und benötigte sechs bis
sieben Wochen, um wieder richtig fit zu sein - es stand aber außer
Frage, dass ich das mache. Es ist ein schönes Gefühl, einem Menschen
in einer solchen Situation helfen zu können - da spielt der Fußball
eine untergeordnete Rolle.
Wie war es, als du bei der FIFA-Gala, auf der auch der
Weltfußballer 2018 geehrt wurde, auf Spieler wie Modric und
viele weitere getroffen bist? Das muss ein besonderer Moment
gewesen sein...
Es war ein riesiges Event, bei dem jede Einzelheit top organisiert
wurde, dazu noch die größten Spieler, die dieses Jahr zur Wahl
standen, einfach phänomenal. Vor meinem Aufruf war ich super nervös
und wusste auch nicht, zu welchem Zeitpunkt ich auf die Bühne
musste. Dann hat aber alles zum Glück gut funktioniert und meine
Eltern sagten mir im Nachhinein, dass man mir die Nervosität nicht
ansah, als ich vor solchen Größen des Fußballsports sprach.
Letztendlich war es ein riesiges Erlebnis für mich und ich hoffe
nächstes Jahr wieder als Zuschauer dabei sein zu dürfen, da der
letztmalige Fair-Play-Preis-Gewinner auch eingeladen wurde, um an
diesem Event teilzunehmen (lacht).
Apropos Kindheitstraum - du hast es geschafft, wovon viele
träumen: Du bist Fußball-Profi geworden. Wenn es einen Tipp
gibt, den du Jungen und Mädchen mit auf den Weg geben würdest,
um im Fußball erfolgreich zu sein, wie würde er
lauten?
Da gehören viele Komponenten dazu, doch das Allerwichtigste ist,
dass man Spaß am Fußballspielen hat. Gerade dann, wenn man
schwierige Zeiten durchmacht. Klar, früher habe ich, wie viele
andere auch, den größten Teil meiner Jugend auf dem Bolzplatz
verbracht. Als es dann mit dem Fußball etwas ernster wurde, half mir
eine gewisse Eigendisziplin, immer an mir zu arbeiten, um mich
ständig zu verbessern. Sicherlich gehört auch das nötige Glück dazu,
den passenden Trainer zu haben, im richtigen Moment am richtigen Ort
zu sein und dabei auch noch die Leistung abzurufen, um das Interesse
der Scouts zu wecken.
Wer waren für dich als Jugendlicher wichtige Bezugspersonen
oder Mentoren im Fußball?
Ich konnte von vielen Trainern etwas lernen, man hat in der Jugend
aber auch alle zwei Jahre einen neuen Trainer, weshalb ich versucht
habe, alle Tipps, die ich bekam, bestmöglich anzunehmen. Sicherlich
war die Erfahrung von Trainern wie Viktor Skripinik, Mirko Votava
oder Thomas Wolter gecoached zu werden, sehr hilfreich für mich. Die
allerwichtigsten Mentoren und Bezugspersonen waren aber meine
Eltern. Mein Vater hat jedes meiner Spiele besucht und sie mit mir
ausführlich besprochen. Da gab es schon auch mal Kritik (lacht).
Aber natürlich hat er mir auch Mut zugesprochen, wenn es mal nicht
so lief. Generell ist es sehr wichtig, dass man auch immer auf dem
Boden bleibt; da bin ich meinen Eltern immer noch sehr dankbar, so
unterstützt worden zu sein.
Was war der Schlüsselmoment während deiner Fußball-Laufbahn,
in dem du gemerkt hast: „Ok, ich kann es wirklich schaffen, ich
kann Profi werden!“
Das erste Mal kamen mir diese Gedanken, als ich in der Jugend zum SV
Werder Bremen gewechselt bin. Dort wurde uns immer gepredigt, uns
auch in der Schule anzustrengen, weil es nur die wenigsten in den
Profibereich schaffen. Als ich dann zum ersten Mal mit den Profis
trainieren durfte, konkretisierten sich meine Gedanken, es wirklich
schaffen zu können - und es hat mich natürlich auch motiviert,
weiter hart an mir zu arbeiten.
Wie bist du damals in die Jugend von SV Werder Bremen
gelangt? Wurdest du angesprochen oder hast du aktiv den Kontakt
gesucht?
Mein Jugendverein war der FC Norden im Landkreis Aurich. Dort habe
ich beim Stützpunkt trainiert und kam durch gute Leistungen in die
Niedersachsenauswahl. Nach einem Turnier bei einem Ländervergleich,
innerhalb Deutschlands, kamen die ersten Anfragen. Es folgten einige
Probetrainings beim VFL Wolfsburg sowie beim SV Werder Bremen. Mit
meiner Familie habe ich dann letztlich die Entscheidung getroffen,
zum SV Werder Bremen zu wechseln. Zu diesem Zeitpunkt war ich 15
Jahre alt.
Inwieweit kann eine Transfer-Plattform wie transferiva dabei
helfen, auch zu einem größeren Verein zu kommen? Hätte
transferiva auch für dich nützlich sein können?
Im höherklassigen Jugendbereich sind mittlerweile so viele
Spielerberater unterwegs, sodass es dort letztendlich leichter ist,
für einen großen Verein interessant zu werden. Doch für
Amateurvereine und Kicker auf Amateur-Ebene, kann transferiva eine
super Plattform sein, um seinen eigenen Marktwert zu steigern. Viele
Kicker wünschen sich, auf den Radar von größeren Vereinen zu
gelangen, und mit transferiva haben sie die Möglichkeit dazu. Zudem
erleichtert es die Kontaktaufnahme, da natürlich nicht jeder offen
auf Vereinsverantwortliche zugehen möchte. So hat man die
Möglichkeit, den Kontakt ganz einfach mit einer Nachricht bzw. mit
einem Telefonat herzustellen, um dann eventuell einen Termin für ein
Probetraining zu vereinbaren.
Hast du schon immer im Sturm gespielt?
Nicht ganz - bis zur C-Jugend habe ich im zentralen Mittelfeld
gespielt. Nachdem sich unser damaliger Stürmer kurzfristig verletzt
hat, sprang ich im Sturm ein und schoss auf Anhieb fünf Tore, und
das, obwohl ich die Nacht davor bei einem guten Freund verbracht und
kaum geschlafen habe (lacht). Es war ein Glücksfall. Seitdem spiele
ich im Sturm. Diese Geschichte erzählt mir mein Freund heute
noch.
Würdest du rückblickend auf die Fußball-Zeit von damals
heute als Jugendlicher irgendetwas anders machen?
Man weiß nie, was eine Entscheidung mit sich bringt und wie sich die
Dinge entwickeln, von daher würde ich alles wieder genauso machen.
Ich bereue keine Entscheidung.
Wie, glaubst du, hat sich die Fußballer-Ausbildung in der
Jugend in den letzten 10 Jahren verändert?
Generell sieht man mehr gut ausgebildete junge Talente, die schon
sehr früh in die Profimannschaften rücken. Früher galt man mit 23
Jahren noch als junger Spieler, heutzutage kann man damit schon ein
etablierter Bundesligaspieler sein. Durch die wissenschaftlichen
Fortschritte gibt es andere Möglichkeiten in der Ausbildung, das ist
ein großer Unterschied zu damals.
Gibt es Kickschuhe, auf die du schwörst? Hast du sonst
irgendein Accessoire, das du immer trägst oder
verwendest?
Früher gab es für mich nur die Nike Vapor, auf die ich jetzt wieder
zurückgreife. Eine Zeit lang trug ich auch mal Puma-Fußballschuhe.
Mittlerweile ändern sich die Modelle alle sechs Monate, was ich sehr
schade finde. Besondere Accessoires trage ich nicht.
Wer war der unangenehmste Verteidiger, gegen den du gespielt
hast?
Zu meiner ersten Zeit bei den Profis von Werder Bremen spielte ich
im Training immer mal gegen Per Mertesacker und Naldo. Gegen diese
beiden hatte ich keine Chance: Auch wenn ich dachte, ich sei mit
meiner Schnelligkeit vorbei, kamen die „langen Gräten“ dazwischen.
Dazu hatten die beiden eine extreme Ruhe am und ohne Ball. Das hat
mich sehr beeindruckt.
Was waren Rückschläge während deiner Fußballer-Laufbahn, vor
allem in deiner Zeit als Jugendspieler? Wie bist du mit diesen
umgegangen?
Zum Glück hatte ich keine schwerwiegenden Verletzungen, Formtiefs
waren immer mal wieder dabei, als man nicht verstanden hat, warum
man nicht spielt oder ausgewechselt wurde, aber das ist normal im
Fußball. Ich habe dennoch immer weiter versucht, an mir zu arbeiten
und immer an die Chance geglaubt. Sicherlich war die Zeit nach der
Samenzellenspende kurios, da ich mich sehr lange kraftlos gefühlt
habe. Zum Glück wussten die Trainer Bescheid und hatten dafür
Verständnis.
Und abschließend noch ein Blick in die Gegenwart und nach
vorne. Du spielst jetzt in der Türkei bei Erzurumspor. Wie
gefällt es dir in der Türkei? Was sind deine / eure Ziele für
die laufende Saison?
Die Türkei hat mich positiv überrascht, Erzurum ist war keine
glanzvolle Stadt, die Menschen hier sind aber sehr herzlich und
super Gastgeber. Auch gibt es hier viele gute Restaurants. In der
Mannschaft sind auch super Mitspieler - ich hoffe, dass wir den
Klassenerhalt schaffen und ich noch mehr dazu beitragen kann.
Vielen Dank, Lennart, wir freuen uns sehr, dass du dir Zeit
genommen hast, uns ein wenig über dich und deine Laufbahn zu
erzählen. Wir wünschen dir viele Tore und eine erfolgreiche Zeit
bei BB Erzrurumspor.
Wenn dich Lennarts Lieblings-Kickschuh auch interessiert, dann
hol'
dir die reduzierten Vapor bei unserem Partner Nike im offiziellen
Shop [Anzeige]:
|